
Die Lehre ist eine wunderbare Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen und wertvolle Erfahrungen für die berufliche Zukunft zu sammeln. Es geht dabei nicht nur um die Aneignung fachlicher Kompetenzen, sondern auch um das Hineinwachsen in Teams und die Zusammenarbeit im Unternehmen. Praktisch niemand arbeitet heute mehr alleine, jeder ist von der Arbeit anderer abhängig und jeder steht in ständigem Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten. Wirksame Kommunikation ist also unverzichtbar und Lehrlingsmediation kann dabei helfen, Gespräche in Gang und zu Ergebnissen zu bringen.
Ich möchten Ihnen auf dieser Seite ein paar Tipps und Anstöße zum Nachdenken geben, wie Sie als Lehrbeauftragter oder Lehrling im Betrieb besser kommunizieren können. Und wenn Sie nicht weiterkommen, unterstütze ich Sie gerne persönlich dabei, den Sand aus dem Getriebe zu entfernen.
Was tun, wenn Gespräche zwischen Lehrling und Ausbildner nicht funktionieren?
Jede Herausforderung kann gemeistert werden, wenn die Kommunikation funktioniert und über die wichtigen und richtigen Dinge gesprochen werden können. Auch im Bereich der Lehrlingsausbildung ist Kommunikation keine Einbahnstraße vom Ausbildner zu den Auszubildenden. Beide Seiten müssen sich verstanden fühlen, damit Verbesserungen umgesetzt werden können.
Die Lehrzeit ist eine Übergangszeit voller Unsicherheit. Viele Veränderungen sind im Gange: Von der Schulwelt in die Erwerbswelt, von den Jugendwelt in die Erwachsenenwelt, von der Familie in die Selbständigkeit. Veränderungen bringen immer Spannungen und Konflikte. Die Anpassung an neue Situationen gelingt besser, wenn darüber konstruktiv gesprochen wird. Der erste Schritt dazu ist, einmal über die aktuelle Situation nachzudenken. Hier ein paar Denkanstöße für Sie:
- Unterforderung: Die Zeiten, in denen im ersten Lehrjahr ausschließlich der Boden zusammengekehrt wurde, sind längst vorbei. Und trotzdem gibt es monotone oder anstrengende Tätigkeiten, die nicht unbedingt Spaß machen. Auch diese müssen durchgeführt werden. Social-Media geben nicht unbedingt ein realistisches Bild der Arbeitsrealität wieder.
- Überforderung: Die Herausforderungen, vor denen junge Menschen am Beginn des Arbeitslebens stehen, sind hoch: Arbeits- und Zeitdruck, Fehler haben erstmals tatsächliche Auswirkungen, Kommunikation mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden, eine Vielzahl an Vorschriften und neuen Informationen, … Da ist es auch einmal schwierig einen kühlen Kopf zu bewahren und den Wald trotz vieler Bäume noch zu sehen.
- Zeitmanagement: Was ist wichtig? Was ist dringend? Dieser Unterschied muss allen Beteiligten klar sein. Wichtige Sachen werden dringend, wenn sie nicht rechtzeitig erledigt werden und müssen dann in einer Feuerwehraktion gelöst werden. Oftmals haben auch erfahrene Kollegen Schwierigkeiten damit.
- Missverständnisse: Vollständige Kommunikation hat eine herausragende Bedeutung. Was meine ich? Was hat der andere verstanden? Oftmals reden Menschen aneinander vorbei und nehmen an, dass der andere verstanden hat, was gemeint wurde. Die Gefahr dafür ist dort besonders groß, wo ein sehr großer Unterschied an Erfahrung und Vorwissen besteht.
- Feedbackkultur: Feedback bedeutet nicht, im Ärger alle negativen Dinge der vergangenen Monate an den Kopf zu werfen. Feedback bedeutet: Positive Dinge würdigen und einen Plan zur Verbesserung aufstellen, wenn etwas nicht zufriedenstellend funktioniert.
- Arbeitsstile: Jeder Mensch ist unterschiedlich in der Ausprägung seiner Fähigkeiten. Das bedeutet, dass nicht jeder Mensch für jede Aufgabe geschaffen ist. Und noch mehr bedeutet es, dass uns die Herangehensweise anderer Menschen an eine Aufgabe oft ärgert, wenn sie nicht der unsrigen entspricht. Für den absoluten Perfektionisten wird jeder andere chaotisch sein und für den absoluten Chaoten jeder andere perfektionistisch. Die Wahrheit liegt wohl immer in der Mitte. Wo genau diese liegt, sollte besprochen werden.
- Persönlichkeit: Jeder Mensch tickt anders. Das ist zwar allen Menschen klar und im Regelfall kein Problem. Und doch führt dieser Tatsache unweigerlich zu mehr oder weniger großen Spannungen. Diese treten umso mehr in den Vordergrund, je krisenhafter eine Situation ist. Im schlimmsten Fall wird aus einer sachlichen Diskussion darüber, was zu tun ist, eine Diskussion darüber, wer ok und wer nicht ok ist. Das ist ein allgemeines Alarmzeichen – und Handeln ist angesagt.
Wie kann ich ganz konkret bessere Gespräche führen?
Für Gesprächssituationen mit Lehrlingen können folgende Tipps aus der Praxis hilfreich sein. Versuchen Sie doch einmal, die eine oder andere kleine Änderung in Ihren Gesprächen:
- Hierarchische Unterschiede beachten: Beachten Sie, dass das große Alters-, Kompetenz- und Erfahrungsgefälle einschüchternd wirkt, auch wenn die Einschüchterung z.B. durch übertriebene Selbstsicherheit überdeckt wird. Sorgen Sie für eine Gesprächsatmosphäre, in der Lösungen gefunden werden können.
- Hineinversetzen in den anderen: Beachten Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Zielen von Lehrlingen, langjährigen Mitarbeitern, Führungskräften und dem Unternehmen an sich. Es bringt erfahrungsgemäß mehr, an der Vereinbarkeit der Ziele zu arbeiten als die Ziele des Gesprächspartners abzuwerten.
- Planung: Legen Sie Gesprächstermine, Zeitdauer und Inhalte im Vorhinein fest. Ermöglichen Sie eine Vorbereitung auf das Gespräch, indem Sie konkrete Gesprächsthemen vorab kommunizieren. So vermeiden Sie Unsicherheit und unangenehme Gefühle vor dem Gespräch.
- Regelmäßigkeit: Führen Sie regelmäßige Gespräche und vermeiden Sie Gespräche ausschließlich in Krisensituationen. So reduzieren Sie Angst vor Gesprächen.
- Entspannte Atmosphäre: Warten Sie nicht, bis sich zu viel Ärger aufgestaut hat. Führen Sie keine wichtigen Gespräche, wenn Sie akut ärgerlich sind. Das erspart Ihnen eine spätere Entschuldigung.
- Ausgeglichenheit: Es gibt immer auch Dinge, die funktionieren. Reden Sie nicht nur über Probleme, sondern auch darüber, was funktioniert. Am Anfang und am Ende des Gesprächs sollte etwas Positives stehen.
- Vorwürfe in Wünsche verwandeln: Hinter jedem Vorwurf steht ein Wunsch. „Du bist faul“ könnte auch heißen „Ich wünsche mir mehr Engagement“. Was kommt wohl besser an?
Gibt es Unterstützung von außen für uns?
Wenn wichtige Angelegenheiten nicht geklärt werden können, kann für alle Seiten eine Gesprächsunterstützung von außen sehr hilfreich sein. Gerne erzähle ich Ihnen persönlich mehr darüber.
Was tun, wenn die Situation scheinbar aussichtslos verfahren ist?
Wenn Sie Informationen zu Lehrlingsmediation während des Ausbildungsübertritts (mögliche Beendigung des Lehrverhältnisses) suchen, lesen Sie bitte hier weiter.