
Erbschaftskonflikte lösen
Zwei Freunde plaudern angeregt am Hauptplatz. Plötzlich unterbricht einer das Gespräch, zeigt auf einen Passanten und ruft aus: „Schau! Dort drüben geht eben der Kohn! Ist das nicht ein durch und durch feiner Mensch!?“ – Darauf flüstert ihm sein Freund ins Ohr: „Hast du schon mit ihm geerbt?“
aus: Ed Watzke, „Wahrscheinlich hat diese Geschichte gar nichts mit Ihnen zu tun …“
In einer Erbschaftsmediation werden außergerichtlich Lösungen für Konflikte gesucht, die aus Erbfällen entstehen. Erbschaftsstreitigkeiten werden oftmals mit größter Verbitterung ausgefochten. Die Vorstellungen davon, was gerecht ist, gehen weit auseinander – und die komplexe Rechtslage macht es nicht gerade einfacher. Nicht selten spaltet eine Erbschaft eine Familie nachhaltig und der Samen für Missgunst und Streit ist für hundert Jahre und mehr gelegt.
In einer Erbschaftsmediation geht es darum, drei wesentliche Aspekte in Balance zu bringen:
- Was sagt das Recht?
- Was empfinde ich als gerecht?
- Womit kann ich leben?
Anhand der Antworten auf diese Fragen wird dann eine Lösung gesucht, die die Interessen aller Parteien möglichst gut befriedigt und zu der alle ‚Ja‘ sagen können. Dadurch kann langwierigen Konflikten schon am Anfang vorgebeugt werden.
Weiterlesen: Wie funktioniert Mediation?
Weiterlesen: Wie und warum eskalieren Konflikte?
Weiterlesen: Schritt für Schritt zur Mediation
Erbschaftskonflikte vermeiden
Es kann sehr hilfreich sein, schon zu Lebzeiten des Erblassers konstruktive Gespräche zu führen, damit es im Erbfall gar nicht erst zu großem Verdruss kommt. In so einem Fall kann eine professionelle Gesprächsleitung für alle Beteiligten eine große Entlastung darstellen.
Weiterlesen: Gesprächsleitung
Zum Abschluss eine kleine Geschichte
Ein Bauer hinterlässt seinen drei Söhnen als Erbschaft 17 Kühe. In seinem Testament verfügt er, dass der erste Erbe die Hälfte, der zweite ein Drittel und der Dritte Kind ein Neuntel der Kühe erhalten soll. Großes Kopfzerbrechen herrscht aufgrund der scheinbar unmöglichen Aufgabe und Streit über die gerechte Verteilung bricht aus. Die Erben suchen letztendlich einen alten Bauern auf, um sich seinen Rat zu holen. Dieser hört allen aufmerksam zu und bittet sie, nächsten Sonntag gemeinsam mit den die 17 Kühen auf seinen Hof zu kommen.
Als sie tatsächlich mit der Herde erschienen sind, nimmt er eine alte Kuh aus seinem Stall und stellt sie dazu. Er bitte die drei Söhne, nun die Herde gemäß dem Testament aufzuteilen. Der erste nimmt 9 Kühe, der zweite 6 Kühe und der dritte 2 Kühe – alles gemäß dem Testament. Die übrig gebliebene Kuh ist die des alten Bauern. Er tätschelt ihr den Hals, gibt ihr ein wenig Heu und treibt sie lächelnd wieder in seinen Stall.