Zum Inhalt

Die richtige Einstellung zur Konfliktlösung

Mediation bedeutet ehrliches Verhandeln – klar in der Sache und zugleich empathisch mit den Menschen. Ich möchte Ihnen hier ein paar persönliche Erfahrungen aus meiner langjährigen Praxis mit Menschen am Weg zur Konfliktlösung mitgeben.

Wer hat recht?

Wenn einer recht hat, hat der andere automatisch unrecht. Und niemand den ich kenne, hat gerne unrecht. Gerade in verfahrenen Konfliktsituationen geht es den Beteiligten oft darum herauszufinden, wer recht hat. Dies passiert in der Hoffnung, dass die belastende, undurchsichtige Angelegenheit damit geklärt werden kann.

Leider spielt das Leben hier nicht mit. Jeder hat immer irgendwie ein bisschen recht. Und die aller wenigsten Menschen haben in Konflikten eine absolut weiße Weste. Ein Konflikt beginnt ja in der Regel nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern entwickelt sich oft über einen langen Zeitraum – in Nachbarschaftskonflikten oder Familienkonflikten über Jahre, Jahrzehnte oder Generationen. Konflikte sind Abfolgen von Aktion und Reaktion, die ihrerseits wieder Reaktionen auslösen.

Hier den Ur-Schuldigen suchen zu wollen, ist eine fruchtlose Anstrengung. Es gelingt nicht und es ist somit sinnlos es zu versuchen. Mediation wird nicht herausfinden, wer recht hat.

Meine Frage an die Konfliktparteien lautet: Wollen Sie recht haben, oder wollen Sie eine Lösung?

Reden statt Handeln?

Getreide wächst am Feld nicht, weil darüber gesprochen wird, welche Tätigkeiten notwendig sind. Und Brot bäckt sich nicht, in dem man das Rezept vorliest. Vertrauen wächst dadurch, dass Menschen in der Wirklichkeit handeln und Vertrauen stiftendes tun.

Die Reihenfolge: Zuerst muss alles im Detail besprochen werden, dann erst wird der erste konkrete Schritt gesetzt, ist vielfach zum Scheitern verurteilt – weil schlicht das gegenseitige Vertrauen fehlt. Reden ist herrlich unverbindlich – Menschen können ein Leben lang davon reden, was die andere Seite nur tun müsste, um den Konflikt zu beenden und wie kompromissbereit sie selbst ja eigentlich sind. Die andere Seite müsste sich ja nur ein wenig bewegen.

Mediation bedeutet Vertrauen aufbauen durch Handlungen. Zug-um-Zug in kleinen Schritten. Je eskalierter der Konflikt ist, umso kleiner werden die Schritte sein.

Meine Frage an die Konfliktparteien lautet: Sind Sie bereit, konkrete Schritte zu setzen, um Vertrauen aufzubauen?

Paradies auf Erden?

Menschen tun sich allgemein schwer mit Ambivalenz. Deshalb sollten Lösungen idealerweise allumfassend sein, alle Zweifel aus dem Weg räumen und die Vergangenheit ungeschehen machen. Die andere Seite erkennt aus freien Stücken, dass sie unmoralisch oder unrechtmäßig gehandelt hat und macht damit den Weg frei für eine strahlende Zukunft.

In der Theorie: Ja. in der Praxis: Nein. Sie können nicht jahrelangen Zwist in ungetrübtes Wohlgefallen auflösen. Das geht einfach nicht. Mediation bietet einen sicheren Rahmen, um konkrete Themen zu besprechen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und Lösungen zu finden. Unterschiede in Werten, Überzeugungen, Lebensweisen etc. werden bestehen bleiben.

Meine Fragen an die Konfliktparteien lauten: Können Sie Unterschiede in Sichtweisen akzeptieren – ohne damit einverstanden sein zu müssen? Ist eine unperfekte Lösung, mit der Sie aber im Wesentlichen leben können, gut genug für Sie?

Mediation arbeitet mit menschlicher Realität

In einer Mediation finden Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, Lösungen für schwierige Konflikte. Anhang der obigen Fragen können Sie ein wenig einschätzen, was wichtig sein wird und wo Sie aktuell stehen. Und sie bekommen auch ein Gefühl dafür, welcher Beitrag von Ihnen notwendig sein wird – und ganz genau gleich auch von der anderen Seite.

Ich empfehle Ihnen folgende kleine Geschichte, die ich gerne den Konfliktparteien zur Vorbereitung mitgebe.